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Dolly Hüther

Was Sie immer schon über Dolly Hüther wissen wollten.

 

 

 

 

 

Produktive Partnerschaft in Europa – Basis des sozialen Friedens.

Es war einmal ein kleines Land, hochoben im Norden gelegen, Dänemark genannt. Dort versammelten sich eines Tages die Frauen, um ein Papier namens „Maastrichter Verträge“ zu beraten. Nach gründlicher Studie stellten sie einmütig fest, dass für ihre dringlichen Wünsche nach notwendiger Veränderung des Alltagslebens entschieden zu wenig ausgehandelt worden war. So beschlossen sie, die Verträge wie ein Pamphlet zu behandeln und folglich nicht zu unterzeichnen. Diese Ablehnung wiederum schlug hohe Wellen, sogar in ganz Europa. Aber die Frauen hatten ihre guten Gründe und bestanden auf einer Änderung der Verträge. Sie argumentierten unermüdlich, es könne nicht angehen, dass die für die Frauen verlautbaren Richtlinien nur aus vagen Eventulitäten, ja, aus Kann- oder Soll-Bestimmungen bestehen. Die können nun einmal nichts, aber auch gar nichts bewirken, das hatten die Frauen inzwischen aus ihrer Geschichte gelernt. Bei den Verhandlungen waren damals immer noch die Männer in
der Überzahl, schließlich verlegten die sich aufs Bitten. Bei allem, was die Frauen noch zu kritisieren hätten, sie sollten zuerst einmal generell zustimmen, damit das Gesamtwerk nicht scheitere.

Es wurde den Frauen in Aussicht gestellt, erst einmal die Verträge verabschieden, dann könne man ja noch nachbessern.
Das wussten die Frauen aber besser. War erst einmal etwas verabschiedet, wurde nicht so schnell nachgebessert. Aus langer märchenhafter Geschichte und aus regionalen Erzählungen wussten die Frauen um ein einziges Wort, welches wichtige Entscheidungen umsetzte. Diese Wort lautete damals: MUSS!
Nun, die Däninnen wurden trotz ihres Wissens und trotz ihres Vetos letztlich überstimmt. So singen sie heute das Hohe Lied vom neuen Geld und gemeinsamen Europa. Die schlafenden Prinzessinnen träumen heute noch von einem neuen Gesellschaftsvertrag mit vielen Bündnissen, gewonnen aus der Berücksichtigung der Lebens(t)räume von Frauen und Kindern. Von einem Zusammenschluss mit ihrer Beteiligung.

 

Konnte denn die Basis des sozialen Friedens im ausgehenden 20sten Jahrhundert sein, 52% der Bevölkerung zu entmündigen? Auszuschließen, auszugrenzen und zu ignorieren? Wenn keine Netzwerke geknüpft – sondern Männerbünde zementiert wurden, garantierten die Seilschaften der Platzhirsche einmal mehr die Fortsetzung der alten Politik, und das war nicht die, welche die Frauen sich wünschten.

Auf europäischer Ebene ging dann die Kunde von einem neuen Zauberwort: Harmonisierung. Sollte das etwa die Herren mit Einsicht geschlagen haben? Konnten sie, anstatt Kaugummiautomaten zu harmonisieren, - tatsächlich ihr Begehr -, mit dem Zauberwort Harmonisierung becirct werden und plötzlich den eklatanten Widersprüchen die Spitze nehmen wollen? Dann hätten sie: die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit mit Frauen ausgehandelt und umgesetzt, die Familien steuerlich entlastet, das Ehegattensplitting abgeschafft, den Abtreibtourismus in Europa unterbunden, Sexismus und Sextourismus in allen Bereichen untersagt, angefangen bei Ihnen selbst, gleichen Lohn bei gleicher Qualifikation durchgesetzt, die unterbezahlten sozialpflegerischen und erzieherischen Beruf nach Leistung bemessen, der Ungleichheit von Frauen in der Politik entsagt, die Harmonisierung der Schul- und Universitätsabschlüsse erreicht usw. usw.

Die Liste muss hier unterbrochen werden, sonst glaubt niemand mehr an das Märchen von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit. Meine Erzählung könnte gegenteilige Wirkung haben. Statt den Schlaf zu behüten, weckt sie die träumenden Frauen auf. Und was sähen sie schon! Doch nur weitere Anstrengungen, um für alle mehr Chancen, mehr Zeit, mehr Erwerbsarbeit, Macht und Geld einfordern zu dürfen! Auf regionaler Ebene, hier sogar auf multinationaler Ebene. Und das sollte klappen? In einem anderen Land gab es vor nicht allzu langer Zeit eine friedliche Revolution, ausgelöst von Frauen und Männern, die sich gemeinsam eine neue Politik wünschten. Kaum war der echte Kampf gekämpft und das Risiko vorüber, kam die große Umarmung des kapitalen Bruderstaates – und die Nachteile für die Frauen. Vor ihrer Selbstbestimmung als Frauen und Mütter verloren sie noch ihre beispiellose Erwerbstätigkeit. Dafür bekamen sie Teilzeitjobs, AB-Maßnahmen, 520 Markjobs, und viele mussten sich ins Heim an den Herd stellen, um ohne bezahlte Arbeit irgendwie zu überleben. Viel zu lange gab es Frauen, die glaubten, ein Zauberwort zu besitzen. SOLIDARITÄT. ENGER ZUSAMMENSCHLIESSEN.

Sie träumen von einem Kuchen, der darauf wartet, verteilt zu werden, und am Ende eines traumhaft schönen Tages würden sie die Happen erhalten, die ihnen zustanden. So träumen sie fort und wie an jedes Märchens Ende steht:

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute...

Dolly Hüther

Erschienen im Gersweiler Anzeiger Nr. 734 vom 14 März 2012, Seite 10.

Link zur vollständigen Ausgabe:  Gersweiler Anzeiger